verband bildender künstler thüringen
verband bildender künstler thüringen e.v.

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Ohne Titel, 2023, Tusche auf Papier, 21 x 10,5 cm (L. Lindner)

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Ohne Titel, 2023, Acryl, Buntstift, Tempera auf Sperrholz, 30 x 21 cm (L. Lindner)
HINWEIS  Diese Ausstellung ist bereits abgelaufen.
6.2. bis 4.3.2023

Neue Mitglieder stellen sich vor:

"SET" | Lorenz Lindner, Leipzig


Installation

VERNISSAGE


Mo, 6.2.2023, 18 Uhr


SET - Eine Installation des des Leipziger Künstlers LORENZ LINDNER

HIER KLICKEN und die Ausstellung virtuell erleben!
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Zur Ausstellung


Lorenz Lindner arbeitet im Spannungsfeld zwischen bildender Kunst und Musik. In seinen Ausstellungen und mit verschiedenen interdisziplinären Projekten schafft er Verbindungen zwischen den Sphären der Klangkunst, Skulptur, Film und Installation. In Lindners Arbeit sind die Gebietsgrenzen stets fließend. Sie entsteht aus einer assoziativen Beobachtung von Räumen und Oberflächen.
Für die Ausstellung „Set“ in der Verbandsgalerie des VBKTh entsteht eine raumgreifende begehbare (Klang-)Installation, deren Ausgangsmaterial aus den architektonischen Begebenheiten der Galerie besteht. Die Installation lädt zum Verweilen ein und behandelt den Ausstellungsraum wie einen resonierenden Ruhepol über dem Fluss, abseits vom Strömen der Menschen und dem geschäftigen Treiben.

Ausstellungsdauer vom 6.2. bis 4.3.2023


Arbeitsgebiete des Künstlers:


Installation, Klangkunst, Malerei, Musik, Performance, Skulptur, Video

Kurzvita:


geb. 1980 in Erfurt
Lorenz Lindner studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Diplom in der Klasse für Freie Kunst sowie Installation und Raum mit anschließendem Meisterschülerdiplom. Er lebt und arbeitet als interdisziplinärer Künstler in Leipzig.
Seit 2003 tritt er mit diversen Projekten, Ausstellungen und Performances an internationalen Institutionen in Erscheinung. Er veröffentlicht Musik und Klangkunst auf Tonträgern und ist an zahlreichen Kollaborationen mit verschiedenen Künstler:innen beteiligt.

Lorenz Lindner zu seiner Ausstellung


SET - Ein paar Worte zur Ausstellung und zum Thema Set von Lorenz Lindner

„Set“ ist eine raumgreifende, begehbare Audioinstallation aus verschiedenen Elementen. Das Kernstück der Ausstellung bildet die gleichnamige Klangkomposition, welche über die Klangbank im Raum ertönt. Die Skulptur bietet neben den beiden Hockern zugleich das Mobiliar zum Sitzen.
Die neunzigminütige Komposition wurde aus sogenannten Presetsounds aus Synthesizern produziert. Mit verschiedenen Techniken wurden die Töne modifiziert und als Klanginventar für die emotionale Tönung der Ausstellung designt. Einzelne kurze und länger ausklingende Klangereignisse wechseln sich ab, treten in einen akustischen Dialog und werden zeitweise mit flächigen Klangteppichen verwoben.

Die beiden Videoarbeiten „Schilf“ und „Akee“ bilden neben dem Soundloop zwei weitere auf Zeitschleifen basierte Teile in der Ausstellung. Durch die jeweils in unterschiedlichen Längen wiederholten Videoschleifen und die Audioschleife bildet sich eine in ständiger Zeitverschiebung befindliche, asynchrone Komposition. Wann immer die Installation betreten wird, befinden sich die 3 Komponenten in einem anderen Verhältnis. In der Arbeit „Akee“ versteckt sich bei geduldigem Betrachten ein Ereignis.

Im Raum befinden sich des weiteren zwei große Wandarbeiten:
„Service“ – der mit Schablonentechnik auf einer Tischplatte aufgesprühte Umriss des „Bonhomme Michelin“ erscheint hier als Zitat aus der allseits bekannten Werbung für Autoreifen und fungiert als Begrüßungselement und einladender Eye Catcher.
Die mit Acryl auf Wandfarbe aufgetragene Arbeit des stilisierten Motivs einer verklemmten Jalousie erscheint auf der anderen Seite als ein imaginäres Fenster ohne Ausblick. Ihrer Funktion entzogen erstreckt sich vor und hinter ihr lediglich die Bildgrundierung.

Zudem befinden sich drei Skulpturen im Raum: Eine klassisch auf dem Sockel stehende Figur aus einem Eibenast sowie die auf der raumteilenden Sockelwand liegende Skulptur „Legato“ sind die stillen Beobachter am Eingang dieser Ausstellung. Sie sind Fragmente aus der Natur, erstarrt in ihrer Bewegung wie in einem pausierten Film.

Die am Fenster stehende Skulptur „Volcan“ ist im Gegensatz dazu ein aufgeregtes Arrangement aus Metallfedern einer Federkernmatratze und Holzstücken von einem Brennholzstapel, gebündelt in einer Vase. Sie thront etwas abseits über dem Geschehen wie ein Blumenstrauß, stehengelassen vom Eröffnungsabend. Wie eine Bouquet aus Objects Trouvés steht sie symbolisch für meine künstlerische Arbeitsweise.

Nicht zuletzt fasst eine dritte, etwas kleinere Malerei die Ausstellung beinahe dokumentarisch zusammen. Auf ihr sind verschiedene Elemente aus dem Raum wieder zu erkennen. Doch handelt es sich nur scheinbar um exakte Zitate. Finden sie den Fehler? Dieses Bild ist eine Anspielung auf unsere individuelle, ganz persönliche Wahrnehmung der Dinge und unsere Erinnerungen.

„Set“

Als Bezeichnung für einen Szenenaufbau, ein Bühnenbild, ein allgemeine Zusammenstellung von Dingen, einen Erwartungszustand oder eine Setzung, einen Übergangszustand wie dem Sun Set, ein DJ Set oder dem Set als Bezeichnung für ein Platzdeckchen ist das Set immer ein Ausgangszustand. Ein Angebot, aus dem man etwas machen kann. Aber nicht muss. Ohne Menschen, die das Set wahrnehmen, ist das Set nichts. Aber das Set wird unweigerlich dann zum Leben erweckt, wenn wir uns darauf einlassen oder es wirken lassen. Es entsteht etwas Atmosphärisches. Ein Zusammenspiel verschiedener Elemente, welches bei jedem Menschen auf andere Weise zu einer leiblichen Erfahrung führt.

Ich begreife das Kunstschaffen als ein Reagieren auf meine Umgebung. Zum einen, indem ich in meinen Arbeiten allgemein meist als unspektakulär geltende Gegenstände, Symbole, Situationen oder Pflanzenteile in den Fokus der Aufmerksamkeit rücke, sie adaptiere, dezent verändere oder malerisch in Szene setze. Zum anderen, indem ich mich auf den Ausstellungsraum mit all seinen Tücken und seinem Mobiliar einlasse und ihn in meine Art, „Kunst zu zeigen“, einbeziehe.

Die vorhandenen Sockel der Galerie werden Elemente für eine räumliche Intervention. Nutzbare Sitzskulpturen und Klangkompositionen bringe ich als Mobiliar in die Ausstellung und unterziehe mit minimalen Eingriffen den Raum einer Verwandlung.

Ähnliches gilt auch für die Einzelteile der Ausstellung.

Die ausgestellten Malereien, Skulpturen und Videoarbeiten sind eine Zusammenstellung aus meinem Fundus. Sie entstanden in einem Zeitraum von 15 Jahren. Mir geht es um die Wertschätzung von beiläufigen Fragmenten in einer schnelllebigen Konsumgesellschaft. Die Ausstellung ist ein Kontrastprogramm zu einem System, in dem nicht mehr repariert wird, sondern immer neu angeschafft wird und Entscheidungen rational auf Basis von finanziellem Profit getroffen werden. Ich möchte das Angebot machen, sich emotional mit den Dingen auseinander zu setzen, sich mal zu wundern, zu ruhen, zu warten und Details zu entdecken.


Lorenz Lindner, Februar 2023

Zur Ausstellung erscheint eine Edition von 10 Tableaus mit einer Audiokassette der Klanginstallation.

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